Was war die Dotcom-Blase
Die Dotcom-Blase (oder Internetblase) bezeichnet die Spekulationsblase des neuen Marktes der Internet-Technologie Anfang der 2000er Jahre. Dotcom steht für die Domain-Endung „.com“ im Internet.
Im Zentrum der Dotcom-Blase stand der sogenannte neue Markt, auch New Economy genannt. Mit dem Aufkommen der New Economy ab 1995 kamen mehr und mehr junge Internet-Unternehmen auf.
Schnelles Wachstum war für den Großteil der Internet-Unternehmen das primäre Ziel. So kam es nicht selten dazu, dass frisch gegründete Unternehmen an die Börse gingen, um Wachstumskapital einzusammeln.
Gekennzeichnet durch hohe Umsatz- und Gewinnerwartungen in der Zukunft stiegen die Kurse dieser Technologiewerte in nie zuvor erreichte Höhen. Schnell zeigte sich, dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Daher kam es im Jahr 2000 zu starken Kurseinbrüchen an der Börse.
Insbesondere von der Euphorie angesteckte Kleinanleger und unerfahrene Börsenanfänger mussten große Verluste verzeichnen.
Zeitlicher Verlauf des Internetbooms
Neuer Markt ab 1995
Zu Beginn der 1990er Jahre kam es zu einer Häufung wichtiger Fortschritte einer neuen Technologie – dem Internet. Mit der Einführung des World Wide Web 1991 und der Entwicklung des ersten Webbrowsers 1993 verzeichnete das Internet eine wachsende Zahl von Nutzern.
Die steigende Popularität des Internets weckte das Interesse von Unternehmern. Es dauerte nicht lange bis Produkte und Dienstleistungen online vermarktet wurden und sich gänzlich neue Geschäftsmodelle entwickelten.
Erste Erfolgsgeschichten ließen nicht lange auf sich warten. Junge Internet-Unternehmer setzten ihre Ideen in die Tat um und kamen zu schnellem Reichtum. Die Medien griffen diese Geschichten auf und verbreiteten den Vormarsch des Internets.
Der Internetboom zeigte sich schnell auch an der Börse. Internet-Unternehmen, die teilweise erst kurz vorher gegründet wurden, gingen an die Börse, um Wachstumskapital zu beschaffen. Es entwickelte sich eine Euphorie, die durch hohe zukünftige Umsatz- und Gewinnerwartungen getragen wurde.
Warren Buffett und der neue Markt
Warren Buffett sah die Entwicklung des neuen Marktes und die Meinung das Internet würde alles verändern kritisch.
In Buffett’s Rede auf der Sun Valley Conference im Juli 1999 warnte er sein einflussreiches Publikum, bestehend aus den einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, vor der Überbewertung des Aktienmarktes und der neuen Paradigmen des neuen Marktes.
Er sprach über Entstehungsgeschichte der Automobilindustrie. In den Anfangsjahren gab es in den USA ca. 2000 Automobilhersteller, wovon sich lediglich drei Hersteller durchgesetzt haben. Statt nach den Gewinnern zu suchen, ist es laut Buffett einfacher die Verlierer zu finden. So ist die Pferdepopulation seitdem deutlich zurückgegangen.
„But, sometimes it is much easier to figure out the losers.“ – Warren Buffett
Der Technolgieindex NASDAQ aus den USA stieg innerhalb von nur vier Jahren von 1000 Punkten (1996) bis auf 5000 Punkte (März 2000). In Deutschland wurde im Zuge des neuen Marktes der Index Nemax und später Nemax 50 neu eingeführt. Der Nemax 50 enhielt die 50 größten Unternehmen des neuen Marktes. Der Nemax wurde am 30. Dezember 2004 wieder eingestellt.
Der neue Markt brachte eine Vielzahl auch heute noch bekannter Unternehmen hervor. In den USA gingen in dieser Zeit Unternehmen wie Amazon, Ebay und Yahoo an die Börse – in Deutschland die Telekom und Infineon.
Dotcom-Blase ab 2000
Die Euphorie am neuen Markten gipfelte in Höchstständen am NASDAQ und Nemax 50. Der NASDAQ kam final auf über 5000 Punkte und der Nemax 50 auf über 9500.
Der Absturz des neuen Marktes startete im März 2000 und fand Mitte 2002 seinen Tiefstand. Zunehmend wurden Gewinnwarnungen, also Bekanntgaben von Gewinnen unterhalb der bisherigen Ankündigungen der Unternehmen, veröffentlicht. Infolgedessen wurde das Wort Gewinnwarnung in die Wahl zum Unwort des Jahres 2001 aufgenommen.
Erste Insolvenzen zeichneten den Niedergang des neuen Marktes und läuteten die Bärenmarkt an der Börse ein. Darunter auch populäre Unternehmen, wie pets.com in den USA und mobilcom in Deutschland. Als Folge auf die starken Kursrückgänge wurde Nemax 50 durch den TecDax mit einem anderen Ansatz als Nachfolger abgelöst.
Die Geschichte von pets.com – E-Commerce für Haustiere (1:41 Min, englisch)
Welche Internet-Unternehmen haben die Dotcom-Blase überstanden?
Neben den zahlreichen Insolvenzen von jungen Internet-Unternehmen, gab es auch Firmen, die das Platzen der Internetblase überstanden haben.
Amazon:
Inmitten der New Economy am 15. Mai 1997 ging Amazon als Online-Buchhändler an die Börse. Der Einstiegskurs lag bei 18 Dollar pro Aktie. Binnen 1,5 Jahren stieg der Kurs auf Höchststände von über 320 Dollar pro Aktie. Im Zuge der Dotcom-Blase fiel der Kurs bis 2002 auf unter 10 Dollar. Die Kurshöchststände zu Zeiten des Internetbooms konnte Amazon erst Ende 2009, also knapp 10 Jahre später, nachhaltig übertreffen.
Yahoo:
David Filo und Jerry Yang gründeten Yahoo 1994 als Navigationshilfe im Internet. Der Börsengang erfolgte am 11. April 1996 mit 46 Angestellten zu einem Zeichnungspreis von 13 Dollar je Aktie. Im Zuge des Internet-Hypes erreicht der Aktienkurs von Yahoo im Januar 2000 seinen Höchststand von 188,75 Dollar. Innerhalb eines Jahres viel der Kurs auf unter 30 Dollar pro Aktie zurück.
Die Dotcom-Blase in Deutschland
In Deutschland war der Absturz des neuen Marktes außerdem durch einige Betrugsfälle gekennzeichnet. Gefälschte Geschäftszahlen, Scheinumsätze und weitere Verstöße gegen das Aktiengesetz führten zu einer Häufung von Gerichtsverfahren gegen Unternehmer des neuen Marktes.
Zu den hauptsächlichen Verlierern des neuen Marktes zählen Klein- und Privatanleger. Viele unerfahrene Anleger wurden von dem Hype an der Börse angesteckt und verloren ihre Vermögen.