Erst kürzlich erhöhte die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve, kurz FED, den Leitzins um weitere 75 Basispunkte – zuletzt hatten die Notenbanker 1994 so stark an der Zinsschraube gedreht, damals gleich zweimal in einem Jahr1. Die Folge: Inzwischen bieten US-Anleihen wieder höchst attraktive Zinsen. Zehnjährige US-Staatsanleihen etwa offerierten im Juni einen Zinscoupon von über drei Prozent – deutlich mehr als in Europa, wo die Staatsanleihen gerade mühsam wieder ins Plus drehten.
Sollten Anleger sich also bei den Festverzinslichen jenseits des Atlantiks orientieren? Nicht wirklich. Der Grund: Das auf den ersten Blick attraktivere Angebot entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Nullnummer.
Denn die US-Staatsanleihen notieren in der Landeswährung – und deutsche Anleger kommen nicht um einen Währungstausch herum, wenn sie das Kapital letztlich in Euro nutzen wollen. Der US-Dollar, die dominierende Leitwährung der Welt, wertete jedoch aufgrund steigender Nachfrage zuletzt massiv auf. Der Euro dagegen kratzte im Mai am Fünf-Jahres-Tief bei 1,0340 US-Dollar2.
Für deutsche Anleger heißt das: Es drohen Wechselkursverluste. Alternativ dazu ist eine Absicherung des Währungspaares möglich, das sogenannte Hedging. Der Preis dieser Währungsabsicherung ist ein hervorragender Indikator für die erwartete weitere Entwicklung der Devisenkurse. Und derzeit ist das Hedging so teuer, dass damit jede Hoffnung auf höhere Zinserträge schwindet.
Ein sogenannter Cross-Currency-Swap, bei dem zwei Handelspartner per Termingeschäft Nominalbeträge mitsamt Zinsen in zwei unterschiedlichen Währungen austauschen, kostet Anleger aktuell 2,6 Prozent jährlich3. Die Rendite für eine zehnjährige US-Anleihe liegt derzeit bei etwa 2,85 Prozent. Somit bleibt als Nominalverzinsung allein wegen der Wechselkursabsicherung kaum mehr eine positive Rendite übrig. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik Deutschland wird im Juli eine zehnjährige Bundesanleihe mit einem Zinscoupon von 1,7 Prozent per anno emittieren4. Und das ganz ohne Währungsrisiko und Hedging-Kosten.
Darüber hinaus ist ein Hedging über mehrere Jahre Laufzeit gar nicht möglich. Anleger, die jetzt im US-Dollar-Raum aktiv werden, gehen also das Risiko ein, dass die Hedging-Kosten in Zukunft sogar noch steigen.
Die Konsequenz: Institutionelle Anleger trennen sich trotz nominal hoher Zinsen inzwischen massenweise von US-Treasuries. Und zwar weltweit. Nach Angaben von Bloomberg stießen beispielsweise Investoren aus Japan innerhalb von drei Monaten fast 60 Milliarden US-Dollar ab. Auch für Europäer wird die Sache immer unrentabler.
Wer am Kapitalmarkt Rendite will, muss Risiken eingehen. Auf dem Markt für US-Anleihen geht diese Rechnung jedoch gerade nicht auf. Die Kosten der Währungsabsicherung sind höher als der Nutzen durch das Zinsgefälle. Daher bleiben europäische Investoren mit ihren Investments auch heimischen Titeln treu, trotz der weitaus niedrigeren Coupons.