Investieren Wie André Kostolany

Wer war André Kostolany?

André Kostolany – Börsenguru und Spekulant

André Kostolany (* 9. Februar 1906; † 14. September 1999) war ein Börsenexperte, Kolumnist und Autor mehrerer Büchern über die Börse. In Deutschland wurde er gerne als Börsenguru bezeichnet. Er selbst sah sich nicht als Börsenguru, sondern als erfahrenen Spekulanten.

Nachdem er in den 1920er Jahren erstmalig mit ihr in Berührung kam, befasst er sich Zeit seines Lebens mit der Börse. Anders als andere ausgerufene Börsengurus gab Kostolany keine Tipps oder Empfehlungen zu Aktien oder anderen Anlagen, sondern lehrte das Verhalten der Börse. Seine Erfahrungen hielt er in einer Reihe von Büchern fest. Das Buch „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ zählt heute zu den erfolgreichsten Büchern Kostolanys. Es wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht und erlangte internationalen Erfolg.

Im Jahr 1998 äußerte sich André Kostolany in einer Talkshow im NDR kritisch über die Situation am neuen Markt. Er sprach von Manipulationen und Täuschungen der Anleger durch einige Unternehmen. Wie sich einige Wochen und Monate nach Aufzeichnung der Sendung herausstellte, traf er mit diesen Anschuldigungen ins Schwarze als die Dotcom-Blase platzte.

Hinweis zum Video: Die Kurse der Mobilcom-Aktie sanken ab Mitte 1998 innerhalb von 4 Jahren von über 1500 DM auf unter 10 DM.

Biografie: Kindheit, Ausbildung und Börse

André Kostolany wurde 1906 in Budapest geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Ungarn und wuchs als viertes Kind einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Kostolanys Vater war erfolgreicher Unternehmer. Er produzierte Spirituosen und vertrieb diese in großen Mengen in die USA.

Kostolany studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Nach eigenen Angaben wollte er Kunstkritiker und Pianist werden. Auf Wunsch seines Vaters begann Kostolany 1924 jedoch eine Ausbildung zum Börsenmakler in Paris. Bis 1940 arbeitete er als Makler und Berater.

Aufgrund des zweiten Weltkrieges und seiner jüdischen Herkunft flüchtete Andre Kostolany 1940 in die USA. In den USA arbeitete er als Börsenmakler und vertiefte seine Spekulationen an der Wall Street. Nach Ende des Krieges kehrte er nach Europa zurück.

Zurück in Europa begann er 1965 als Journalist mit dem Schreiben für Zeitungen und Magazine in Frankreich und Deutschland. Bis zu seinem Tod schrieb er über 400 Kolumnen, insbesondere für das deutsche Wirtschaftsmagazin „Capital“.

Im Jahr 1971 gründete Kostolany gemeinsam mit Gottfried Heller in München die Vermögensverwaltung Fiduka, die auch heute noch existiert. Zu dieser Zeit begann Kostolany damit Seminare zu geben und Vorträge über die Börse zu halten, durch die er zunehmenden Einfluss auf die deutsche Anlegerkultur erlangte.

Neben seinen Aktivitäten als Journalist, schrieb Kostolany als Börsen-Autor insgesamt 13 Bücher, die in 8 Sprachen übersetzt wurden. Insbesondere für seine vielen Zitate und Börsenweisheiten ist er auch heute noch unter Anlegern bekannt.

André Kostolany starb im Alter von 93 Jahren in Paris an den Folgekrankheiten eines Beinbruchs.

Persönlichkeit

André Kostolany erlangte in Deutschland durch seine öffentlichen Auftritte als Börsenexperte Berühmtheit. Durch seine humorvolle und authentische Art prägte er die deutsche Aktienkultur über viele Jahrzehnte.

Trotz seiner Berühmtheit blieb Kostolany seinen Prinzipien treu und galt im Umgang mit Geld weder als geizig noch als verschwenderisch. Geld war für ihn Mittel zum Zweck. Er war kein Materialist, sondern liebte die Vorzüge seines Vermögens insbesondere im Hinblick auf finanzielle Unabhängigkeit. Als Journalist und Autor lebte er seinen Wunsch nach Unabhängigkeit auch beim Schreiben aus.

“Nicht reich muss man sein, sondern unabhängig.”

Bis ins Hohe Alter war Kostolany geistig fit. Laut eigener Aussage lagen die Ursachen dafür in der täglichen Arbeit an der Börse sowie seiner Leidenschaft zur klassischen Musik.

Investmentphilosophie von André Kostolany

Spekulation

Spekulation ist eine Kunst und keine Wissenschaft“. So beschrieb André Kostolany die Spekulation.

Einen Spekulanten verstand er als einen intellektuellen, mit Überlegung handelnden Börsianer, der die Entwicklung der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft richtig prognostiziert und davon zu profitieren versucht. Kostolany war überzeugt davon, dass sich das Handwerk des Spekulanten nicht theoretisch, sondern nur über das Sammeln von Erfahrungen erlernen lässt.

Wer als Spekulant erfolgreich sein möchte sollte ihm zufolge zwei Voraussetzungen erfüllen:

➀ Geld
Nach Kostolany muss ein Spekulant ausreichend Geld zur Verfügung haben. Für diese Voraussetzung hat Kostolany einen einprägsamen Leitspruch formuliert:

„Wer viel Geld hat, der kann spekulieren, wer wenig hat, darf nicht spekulieren, und wer überhaupt kein Geld hat, der muss spekulieren.“

➁ Charakter
Wer an der Börse profitieren will, der muss Risiken eingehen. Eine wichtige Voraussetzung liegt daher im Charakter des Spekulanten.

Wer vor Angst und Panik seine Anlagen verkauft, der verliert meist Geld. Ausreichende Risikotoleranz ist daher besonders wichtig.

Börsianer – Zittrige und Hartgesottene

An der Börse gibt es zwei Arten von Menschen: die Zittrigen und die Hartgesottenen. Die Hartgesottenen gehören zu den Gewinnern und die Zittrigen zu den Verlierern.

Der Unterschied dieser beiden Arten von Börsianern liegt darin, dass die Hartgesottenen über die 4 G verfügen:

➀ Geld
Wer an der Börse ausreichend Geld mitbringt und keine Schulden hat geht gelassener mit hektischen Situationen um. Ihm fällt es leichter in turbulenten Zeiten die notwendige Ruhe zu bewahren. Für Kostolany galt daher stets:

„Aktien auf Kredit zu kaufen ist verboten.“

➁ Gedanken
Vorstellungskraft und eine überlegte Strategie sind wichtige Elemente beim Börsenhandel. Er muss außerdem an seine Überlegungen glauben. Denn wenn er sich durch Freunde oder Tagesereignisse davon abbringt, dann bringen ihm die besten Gedanken nichts.

Kostolany übersetzt Gedanken auch mit Phantasie:

„Phantasie ist wichtiger als Wissen.“

➂ Geduld
Der Mangel an Geduld zählt zu den häufigsten Fehlern. Kostolany hat für die Börse ein mathematische Gleichung aufgestellt:

2 x 2 = 5 – 1

Nur im Endresultat der Gleichung stimmt die Gleichung. Wer schon nach der 5 aufgibt, der liegt falsch und wird keine Gewinne an erzielen.

„Das Geld macht man an der Börse nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Sitzfleisch.“

 Glück
Neben dem Geld, den Gedanken und der Geduld spielt auch das Glück eine Rolle. Wem immer wieder das nötige Glück fehlt, der verliert meist seinen Glauben und die notwendige Geduld.

Ei des Kostolany

Für die Beurteilung der Marktsituation hat André Kostolany das Ei des Kostolany entwickelt. Es zeigt die Zusammenhänge von Auf- und Abwärtsbewegungen an der Börse.

Die weitere Entwicklung eines Marktes hängt nur davon ab, ob sich die Wertpapiere in den Händen der Zittrigen oder Hartgesottenen befinden. Liegen die Wertpapiere in den Händen der Zittrigen haben gute Nachrichten wenig Einfluss auf die Kurse. Schlechte Nachrichten hingegen bringen die Kurse zum Einsturz. Liegen die Wertpapiere in den Händen der Hartgesottenen wirken sich gute Nachrichten stark auf die Kurse aus und schlechte Nachrichten nicht.

“Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien.”

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